Auf was habe ich mich da wieder eingelassen? Diese verfluchte Höhenangst. Langsam und nicht nach unten blickend, steige ich die schmale Holztreppe des 60 Meter hohen Campanile von Rovinj hinauf.
Die Holzbretter knarren, wirken nicht sehr vertrauensvoll. Ich überlege, ob ich nicht wieder umdrehen soll. Doch was macht man nicht für ein tolles Foto. Ich beiße die Zähne zusammen, steige weiter hinauf und bin heilfroh, als ich oben angekommen bin. Und diese Plackerei zahlt sich wirklich aus.
Der Blick vom Kirchturm auf Rovinj ist traumhaft. Malerisch liegt einem die Stadt zu Füßen. Am Horizont sieht man die lange Hafenpromenade mit zahlreichen Restaurants. Wie Spielzeug wirken die vielen Segel- und Motorboote im Hafen.
Auch der markante rote Uhrturm ist zu erkennen.
Gleich daneben steht ein wunderschönes barockes Tor, die Porta Baldi. Sowohl Uhrturm als auch Torbogen sind geschmückt mit dem geflügelten Löwen der Venezianischen Republik.
Überhaupt mutet die Stadt sehr venezianisch an, kein Wunder, gehörte Rovinj doch für rund 500 Jahre zur Serenissima. Rovinj ist quasi Klein-Venedig ohne Kanäle.
Die Altstadt ist verwinkelt. Enge schmale Gassen führen vorbei an versteckten Plätzen.
Ein Saxophonist spielt einsam „Desafinado“ von Stan Getz. Das Kopfsteinpflaster ist uneben und sehr rutschig. Wäsche hängt zwischen den Häusern zum Trocknen.
Am höchsten Punkt der Innenstadt erhebt sich die Kirche der heiligen Euphemia mit dem bereits erwähnten 60 Meter hohen Kirchturm, dessen Vorbild der Campanile in Venedig ist. Und auf diesem stehe ich noch immer und genieße die Aussicht auf die Stadt.
Ober mir – auf der Turmspitze – thront die Statue der Heiligen Euphemia. Sie dient den Bewohnern vorn Rovinj als Wetterfahne. Blickt sie zum Festland gibt es schlechtes Wetter, schaut sie jedoch zum Meer, wird das Wetter freundlich.
Doch nun ist es an der Zeit die Aussichtsplattform wieder zu verlassen. Langsam und vorsichtig begebe ich mich wieder über die schmale Holztreppe hinunter. Auch wenn mich der Aufstieg sehr viel Überwindung gekostet hat, der phantastische Ausblick auf Rovinj hat diese Plackerei mehr als wettgemacht.