2.076 Meter ist er hoch, der Schneeberg und damit der höchste Berg Niederösterreichs. Mit dem Salamander lässt sich der Gipfel besonders bequem erreichen. Und per pedes gehts bergab.
Schneeberg, der Hausberg der Wiener
Neben dem Semmering, der Rax und der Hohen Wand zählt der Schneeberg zu den beliebtesten Ausflugszielen für Wanderer, Naturliebhaber und Geschichtsinteressierte. Der Gipfel des Schneebergs bietet nicht nur einen atemberaubenden Ausblick auf die Wiener Alpen, sondern ist auch bequem mit einer Zahnradbahn zu erreichen, deren Züge den Spitznamen “Salamander” tragen. Da diese praktische Aufstiegshilfe bei allen Ausflüglern sehr beliebt ist, empfiehlt es sich, die Tickets unbedingt schon ein paar Tage im Voraus auf der Webseite der Schneebergbahn zu besorgen.
Die Zahnradbahn am Schneeberg
1897 dampfte die Zahnradbahn erstmals auf den Schneeberg. Mit einer Länge von 9,7 km ist die Strecke die längste Zahnradbahn Österreichs und hat mit dem auf 1.795 Metern gelegenen Endbahnhof den höchstgelegenen Bahnhof des Landes. Im Jahr 1902 erklomm sogar der selige Kaiser Franz Josef I. mit der Zahnradbahn den Schneeberg und besichtigte das Elisabethkirchlein, welches zur Erinnerung an seine Sisi ein Jahr zuvor errichtet wurde.
»Böller donnerten, die Kirchenglocken läuteten, die Musikkapellen intonierten die Volkshymne, in die die hellen Stimmen von Kindern einfielen und begeisterte Hochrufe erschallten, als sich der Waggon der Zahnradbahn, in dem der Monarch Platz genommen hatte, in Bewegung setzte.«
Illustriertes Wiener Extrablatt, 1902
Bei unserer Abfahrt erschallen weder begeisterte Hochrufe noch donnern Böller. Nur das Rattern der Zahnräder ist zu hören, als sich der Salamander in Bewegung setzt. Während der Zug sich langsam den Berg hinaufschraubt, könnt ihr die wechselnden Landschaften genießen. Zuerst verläuft die Zahnradbahnstrecke durch dichte Wälder, bevor die Baumgrenze erreicht wird und sich ein herrliches Bergpanorama öffnet.
Station Baumgartner
Nach 30 Minuten Fahrzeit erreichen wir die »Station Baumgartner«. Hier befindet sich eine Ausweichstelle und Wasserstation für die Nostalgie-Dampfzüge. Obwohl Dieseltriebwagen kein Wasser mehr fassen, dafür Passagiere umso mehr Wasser lassen müssen, ist der traditionelle Aufenthalt auch bei Fahrten des Salamanders beibehalten worden.
»In der Haltestelle Baumgartner wurde Se. Majestät mit Flügelhornklängen empfangen. Der Monarch verließ den Zug und sprach einige der dort aufgestellten Jäger huldvollst an.«
Wiener Zeitung, 19. Juni 1902
So wie der Kaiser verlassen auch viele Fahrgäste den Zug während des fünfminütigen Aufenthalts. Nicht, um huldvoll Jäger anzusprechen, sondern um sich mit den hier angebotenen Buchteln des Hüttenwirts zu stärken. Praktischerweise werden die ofenwarmen Köstlichkeiten reisegerecht in Papiersackerln feilgeboten. Traditionell sind die Buchteln mit Powidl oder Marillenmarmelade gefüllt. Der Autor dieser Zeilen bevorzugt übrigens die Powidl-Variante.
Am Plateau des Hochschneebergs
Die Station Baumgartner markiert den Beginn des steilsten Abschnitts der Zahnradbahnstrecke, der mit einer beeindruckenden Maximalsteigung von 20% aufwartet. Kurz darauf überschreiten wir die Baumgrenze und die dichten Wälder weichen einer Landschaft, die von Latschenkiefern dominiert wird. Immer wieder eröffnet sich ein herrliches Bergpanorama, das den Blick auf Krummbachstein und die Rax freigibt.
Nach etwa 40 Minuten Fahrzeit erreichen wir schließlich die Bergstation, den Bahnhof Hochschneeberg, der auf 1.800 Metern Höhe liegt. Unmittelbar neben dem Bahnhof liegt das Berghaus Hochschneeberg, das nach Plänen der berühmten Theaterarchitekten Helmer & Fellner 1898 erbaut wurde und wo ihr noch eine Stärkung zu euch nehmen könnt.
Am Zahnradbahnweg bergab
Vom Bahnhof Hochschneeberg eröffnen sich zahlreiche Wanderoptionen, die das Herz eines jeden Wanderers höherschlagen lassen. Wir entscheide uns für den rund 10 km langen Zahnradbahnweg – eine Route, die reich an spektakulären Ausblicken ist. Doch bevor wir uns talwärts begeben, besuchen wir noch die Kaiserin-Elisabeth-Gedächtniskirche.
»Durch ein Spalier von Jägern und Forstbeamten, die in ein stürmisches Weidmannsheil ausbrachen, begab Sich Se. Majestät zum Elisabeth-Kirchlein. Beim Eingange des Kirchleins wurde Se. Majestät vom Weihbischof empfangen«.
Wiener Zeitung, 19.Juni 1902
Kaiserin-Elisabeth-Gedächtniskirche: Ein Stück Geschichte
Von der Bergstation zur Kaiserin-Elisabeth-Gedächtniskirche ist es nur ein Katzensprung. Diese Kirche wurde im Auftrag von Kaiser Franz Joseph I. im Jahr 1901 im Jugendstil erbaut und erinnert an seine geliebte Sisi, die in Genf durch einen feigen Mordanschlag ums Leben kam.
Der Abstieg vom Schneeberg
In steilen und steinigen Serpentinen geht es durch ausgedehnte Latschenfelder bergabwärts Richtung Station Baumgartner. Der Weg erfordert höchste Aufmerksamkeit, da die Gefahr des Umknöchelns oder Ausrutschens stets gegeben ist. Doch für die Mühe dieses Streckenabschnitts werdet ihr reich belohnt: Immer wieder eröffnen sich herrliche Panoramablicke auf die majestätische Rax und den Puchberger Talkessel.
Kurz vor der Station Baumgartner erreichen wir die Baumgrenze. Langsam macht sich das ständige steile »Bergabgehen« bemerkbar. Ober- und Unterschenkel beginnen zu brennen, und die Knie schmerzen. Kein Wunder, haben wir doch bereits 500 Höhenmeter überwunden und bis ins Ortszentrum von Puchberg kommen nochmals 700 Höhenmeter dazu.
Die Einkehrmöglichkeit bei der Station Baumgartner schreit förmlich nach einer kurzen Erholungspause. Für alle, die bis dato noch keine Buchtel verkosten haben, bietet sich nun die Gelegenheit dies nachzuholen. Ab der Station Baumgartner wandelt sich unser Wanderweg und wird beinahe zur »Wanderautobahn«. Dieser verläuft nun durch ausgedehnte Nadel- und Mischwälder, die in der sommerlichen Hitze ein wahrer Segen sind. Immer wieder ist der Salamander zu hören und sehen, wie er den steilen Anstieg zum Schneeberg bezwingt.
Nach rund 10 km, 1.223 überwundenen Höhenmetern und einer reinen Gehzeit von etwa 2,5 Stunden erreichen wir unseren Ausgangspunkt wieder, den Parkplatz bei der Schneebergbahn.
Keine Minute zu früh, denn Knie, Ober- und Unterschenkel schreien förmlich nach einer Massage. Obwohl es stets bergab geht, ist der Zahnradbahnweg alles andere als eine leichte Wanderung.
Wanderkarte
Tourdaten
Wanderweg-Symbol: Sporadisch vorhanden
Schwierigkeit: mittel, anstrengend für Knie, Ober- und Unterschenkel, da es nur bergab geht
Strecke: ca 10 km
Highlights der Strecke:
- Schneebergbahn “Salamander”
- Hochschneeberg, Panorama
- Kaiserin Elisabeth Gedächtniskirche
- Buchteln in der Station Baumgartner
Der Weg ist nicht durchgängig mit dem Logo ausgeschildert. Man muss dem Wegschild “Puchberg” folgen. Es empfiehlt sich auch eine Karte der Region mitzunehmen.
Hinweis:
Dieser Beitrag wurde erstmals im August 2015 veröffentlicht, im August 2024 aktualisiert und inhaltlich erweitert.