
Dieser gemütliche Stadtspaziergang durch Würzburg führt euch zu den neun Highlights der Stadt und ist ideal für einen Tagesbesuch in der Mainstadt.
1. Würzburger Residenz und Hofgarten

Ein guter Startpunkt für einen Stadtrundgang ist die Würzburger Residenz, dem barocken Glanzstück und einstigen Sitz der Fürstbischöfe. Ab 1720 erbaut, zählt sie heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Architekt Balthasar Neumann vereinte hier französische Eleganz, österreichischen Prunk und italienische Leichtigkeit zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk.

Ein besonderes Highlight ist das monumentale Deckenfresko von Giovanni Battista Tiepolo im imposanten Treppenhaus – das größte seiner Art weltweit. Der Meister soll während der Malerei tagelang auf dem Rücken gelegen haben, mit dem Pinsel in der einen und einem Glas Wein in der anderen Hand. Angeblich konnte er danach monatelang weder aufrecht stehen noch gerade gehen, weil sich sein Rücken an die Wölbung der Decke gewöhnt hatte.

Auch Napoleon war beeindruckt und nannte das Gebäude »das schönste Pfaffenhaus der Welt«. Besonders eindrucksvoll ist das Spiegelkabinett – ein Raum, der so verschwenderisch glänzt, dass selbst Sonnenkönig Ludwig XIV. neidisch geworden wäre.

Direkt dahinter lädt der Hofgarten zum Verweilen ein: kunstvoll geschnittene Hecken, Wasserspiele und ruhige Wege machen ihn zu einer barocken Oase mitten in der Stadt.
2. Falkenhaus

Unser nächstes Ziel ist das Falkenhaus – ein echtes Juwel in Würzburgs Altstadt. Ursprünglich war es das Wohnhaus des Dompfarrers, bevor es 1735 vom Gastwirt Franz Thomas Meißner gekauft wurde. In jener Zeit wurden steinerne Häuser durch Steuerbefreiungen gefördert, um die brandgefährlichen Holzbauten aus dem Stadtbild zu verdrängen.

So ließ die Witwe Meißner im Jahr 1751 die prunkvolle Rokoko-Fassade mit den drei geschwungenen Giebeln von wandernden Stuckateuren aus Oberbayern gestalten. Für ihren kunstvollen Einsatz erhielten die Handwerker freie Kost und Logis und die Witwe wurde jahrelang von der Steuer befreit. Ein kluger Schachzug: Schöner Wohnen und das auch noch steuerfrei!
3. Marienkapelle

Nur ein Katzensprung vom Falkenhaus entfernt liegt die gotische Marienkapelle – ein Bauwerk mit beeindruckender Architektur und düsterer Geschichte. An ihrem Standort stand einst eine Synagoge. Als die Pest in der Stadt 1349 ausbrach, wurden den Würzburger Juden fälschlicherweise vorgeworfen, die Brunnen vergiftet zu haben. Ein grausames Pogrom war die Folge. Die Synagoge wurde zerstört und an ihrer Stelle errichtete man wenig später die Marienkapelle als Zeichen einer »christlichen Reinigung«.

Trotz ihrer Größe ist das imposante Gotteshaus kirchenrechtlich lediglich eine Kapelle, da es von der Bürgerschaft und nicht vom Klerus errichtet wurde. Ein Meisterwerk gotischer Bildhauerei stellen die von Tilman Riemenschneider im Jahr 1493 geschaffenen berühmten Figuren »Adam« und »Eva« dar, die am Südportal angebracht sind.
4. Lusamgärtchen

Ein paar Schritte weiter, ein stiller, fast versteckter Ort mitten in der Innenstadt: das Lusamgärtchen. Kreuzgangreste, Efeu und das Grab des berühmten Minnesängers Walther von der Vogelweide, der um 1230 in Würzburg starb. Ein schlichter Gedenkstein in Form einer Tumba erinnert an den Dichter. In den Ecken des Gedenksteins befinden sich zwei Vertiefungen – für Vogelfutter und Wasser. Der Legende nach verfügte der Minnesänger, dass an seinem Grab täglich die Vögel gefüttert werden sollen.

Und es gibt noch eine zweite Legende: Wer Schnittblumen auf den Gedenkstein niederlegt, soll Trost bei Liebeskummer finden oder sogar eine neue Liebe. Allerdings gilt: Nur echte, vergängliche Blumen wirken magisch – wer meint, mit Topfblumen, die nicht sofort verwelken, punkten zu können, dem ist sein Liebesglück jedoch nicht hold.
5. Neumünster

Würzburg ist eine Stadt des Weihrauchs – kaum ein Ort in Deutschland zählt mehr Kirchen auf engerem Raum. Das verdankt die Stadt einer Frau: Gailana. Im 7. Jahrhundert kamen die drei irischen Missionare Kilian, Kolonat und Totnan, um das heidnische Frankenland zu missionieren. Sie hatten Erfolg: Herzog Gozbert ließ sich bekehren und zeigte fortan christliche Gesinnung. Alles schien gut – bis die drei entdeckten, dass er mit der Witwe seines Bruders verheiratet war.

Ein klarer Fall von alttestamentarischer Unzucht – und das ging natürlich gar nicht. Also predigten sie laut und öffentlich dagegen. Ein schwerer Fehler. Gailana, die besagte Witwe – weniger bibelfest, dafür umso entschlossener – griff zu einer altbewährten Methode der Konfliktlösung. Als Gozbert wieder einmal auf Kriegszug war, ließ sie die drei Missionare kurzerhand ermorden und mit ihren Habseligkeiten heimlich verscharren – genau an jener Stelle, an der heute die Neumünsterkirche steht.

Sechzig Jahre später kam ein Blinder nach Würzburg – wie es in heiligen Geschichten eben oft ein Blinder ist – und dessen Pferd begann ausgerechnet am Ort des Verbrechens zu scharren. Als der Mann zu graben begann, stieß er auf Gebeine und erlangte, in diesem Moment sein Augenlicht zurück. Ein Wunder, das nicht unbeachtet blieb: Der erste Bischof von Würzburg, Burkard, ließ die Überreste der Märtyrer feierlich bergen. Der Ort wurde zur Wallfahrtsstätte, Kilian zum Stadtpatron, und auch Kolonat und Totnan gerieten nicht ganz in Vergessenheit.
6. Würzburger Dom

Der Würzburger Dom ragt mit seinen beiden Türmen seit 1040 über die Stadt – ursprünglich ein romanisches Gotteshaus, das im Laufe der Jahrhunderte barocke Veränderungen erfuhr und nach dem Zweiten Weltkrieg eher pragmatisch als prunkvoll wiederaufgebaut wurde.

Mit seiner Doppelturmfassade und einer Länge von 105 Metern ist er das viertgrößte romanische Kirchengebäude Deutschlands. . Im Inneren finden sich zahlreiche Grabmäler bedeutender Fürstbischöfe. Besonders ins Auge sticht jedoch der Siebenarmige Leuchter »Menora« im Eingangsbereich des Doms.

Besonders schön ist der stille Kreuzgang, wo der Trubel der Stadt plötzlich ganz weit weg scheint – sofern nicht gerade eine Touristengruppe mit Audioguides durchrauscht.
7. Würzburger Rathaus

Der 55 Meter hohe Rathausturm sticht schon von Weitem ins Auge – und konkurriert mit den vielen Kirchtürmen Würzburgs um die Lufthoheit. Besonders eindrucksvoll ist der sogenannte Grafeneckart – benannt nach Graf Eckart de Foro, einem bischöflichen Vize-Burggrafen mit einem ausgeprägten Hang zur autoritären Führung. Er herrschte mit harter Hand und ohne viel Gespür für bürgerliche Befindlichkeiten – bis ebenjene Bürger genug davon hatten und ihn kurzerhand aus dem Amt und aus dem Leben beförderten. Sein gewaltsames Ende gilt heute als frühes Symbol für den Widerstand des städtischen Bürgertums gegen die geistliche Übermacht.

Im Erdgeschoss des Rathauses befindet sich ein eindrucksvoller Gedenkraum zur Bombardierung Würzburgs am 16. März 1945. Ein detailgetreues Modell zeigt das erschütternde Ausmaß der Zerstörung.
8. Alte Mainbrücke

Gleich neben dem Rathaus spannt sich eines der beliebtesten Wahrzeichen Würzburgs über den Main: die Alte Mainbrücke. Mit ihren zwölf barocken Steinfiguren wirkt sie wie ein Freiluftmuseum mit Ausschank – hier trifft sakrale Pracht auf profanen Genuss. Der »Brückenschoppen«, ein lokales Ritual, bei dem man mit einem Viertel Frankenwein in der Hand den Blick auf Festung, Dom und Marienkapelle genießt, gehört zu Würzburg wie die »Geknickte Bratwurst« im Weckerl – untrennbar und einfach typisch. Die Brücke ist Treffpunkt für alle: Einheimische, Studenten, Männer- und Frauenrunden oder Touristen frönen hier dem fränkischen Wein.
9. Festung Marienberg

Zum Abschluss führt unser Stadtrundgang hinauf zur Festung Marienberg – hoch über der Stadt, auf einem Hügel über dem Main gelegen. Ihre Geschichte reicht über tausend Jahre zurück – von der frühmittelalterlichen Fliehburg zur prunkvollen Residenz der Fürstbischöfe.

Der Weg hinauf ist steil, aber lohnend: Entlang alter Mauern eröffnen sich herrliche Ausblicke auf das Tal und die Stadt. Hier merkt man erst, wie viele Türme Würzburg wirklich hat – und wie viele Weinstöcke.

Oben angekommen, wartet eine eindrucksvolle Festungsanlage mit Innenhöfen, Bastionen und Museen. Wer den Rückweg romantisch gestalten möchte, spaziert durch die Weinberge hinab in die Altstadt – mit Blick aufs Maintal und die Marienbrücke, wo bereits ein Schoppen zur Belohnung auf Euch wartet.
Fazit Würzburg
Würzburg präsentiert sich als perfekte Symbiose aus sakraler Pracht und fränkischer Lebensfreude. Die Stadt am Main verzaubert Besucher mit ihrer außergewöhnlichen Dichte an architektonischen Meisterwerken – von der UNESCO-Weltkulturerbe-Residenz mit Tiepolos atemberaubendem Deckenfresko bis hin zur gotischen Marienkapelle mit Riemenschneiders berühmten Skulpturen. Besonders reizvoll ist der Kontrast zwischen der prunkvollen Residenz und dem volkstümlichen „Brückenschoppen“ auf der Alten Mainbrücke, wo Einheimische und Touristen gleichermaßen bei einem Glas Frankenwein den Panoramablick genießen.
Ausflugstipp: Von Würzburg nach Iphofen
Nur etwa 30 Kilometer von Würzburg entfernt liegt das charmante Städtchen Iphofen in Unterfranken, das durch seine vollständig erhaltene mittelalterliche Stadtmauer und eine lebendige Weinkultur besticht. Besonders reizvoll ist ein Spaziergang zu den beiden „terroir f“-Aussichtspunkten in Iphofen und Rödelsee mit herrlichen Aussichten über die fränkische Landschaft. Einen Reisebeitrag zu Iphofen findest Du unter IPHOFEN: WO MITTELALTER AUF WEIN UND SCHÖNE AUSSICHTEN TRIFFT!
