Der rund 63 km lange Muskateller Radweg im nordöstlichen Weinviertel führt Euch zum Museumsdorf Niedersulz, sowie zu den geschichtsträchtigen Schlössern Dürnkrut und Jedenspeigen. Zurück geht es über Zistersdorf.
Entlang des Sulzbaches
Obersulz im nordöstlichen Weinviertel ist Ausgangspunkt unserer heutigen Radtour, einer Variante des Muskateller-Radwegs, dessen Streckenführung im Laufe der Jahre immer wieder geändert wurde. Von Obersulz sind es knappe zwei Kilometer bis zum Museumsdorf Niedersulz, dessen Besuch wir uns jedoch für das Ende der Radtour aufheben.
Der Muskateller Radweg führt von Niedersulz weiter entlang des Sulzbaches Richtung March. Flott geht es auf der fast flachen Strecken an den Dörfern Erdpress, Spannberg und Velm-Götzendorf vorbei. Die Landschaft ist vorwiegend von Feldern geprägt.
Zwischen Schloss Dürnkrut und Schloss Jedenspeigen
In Waidendorf wechseln wir nun den Radweg und folgen nun dem Kamp-Thaya-March-Radweg (Nr 8) in nördliche Richtung. Von hier sind es noch rund zwei Kilometer nach Dürnkrut, wo wir einen Blick auf das gleichnamige Schloss werfen.
Zwischen Dürnkrut und Jedenspeigen radeln wir auf geschichtsträchtigen Boden. Hier fand im Jahre 1278 die legendäre Schlacht zwischen Rudolf von Habsburg und König Ottokar von Böhmen statt. Sie gilt als eine der größten Ritterschlachten Europas und endete mit einem Sieg Rudolfs, der damit die 640 jährige Herrschaft der Habsburger in Österreich einläutete.
König Ottokar hingegen starb am Schlachtfeld, vermutlich durch die Hände einer Gruppe von Verschwörern aus den eigenen Reihen. Sie stießen Ottokar vom Pferd und erschlugen ihn. Dieses wichtige historische Ereignis wird in Franz Grillparzers Drama »König Ottokars Glück und Ende« literarisch verarbeitet.
HINWEIS
Ein Denkmal an der B49 erinnert noch heute an die Kampfhandlungen. Dieses liegt jedoch nicht am Radweg. Wer es sehen will, muss zwischen Dürnkrut und Jedenspeigen die B49 entlang radeln.
Mittlerweile sind wir in Jedenspeigen angekommen, wo wir der Hauptstraße bis zum Schloss folgen. Schloss Jedenspeigen, welches bereits 1276 urkundlich erwähnt und im Laufe der Geschichte stetig erweitert wurde, beherbergt heute eine Ausstellung über die größte Ritterschlacht Europas zwischen dem Habsburger Rudolf und dem Böhmenkönig Ottokar.
Zwischen Jedenspeigen und Zistersdorf
In Jedenspeigen haben wir einen kurzen, aber knackigen Anstieg durch die Kellergasse auf den Goldberg. Mitten in den Weingärten steht die Papstkapelle, die 1983 anlässlich des ersten Besuches von Papst Johannes Paul II in Österreich errichtet wurde.
Von hier bietet sich Euch ein herrlicher Blick über die Marchauen bis zu den Karpaten in Mähren.
Kurz vor Sierndorf entdecken wir einen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der zur Überwachung des Luftraums errichtet wurde. Dieser Bunker war Teil einer ganzen Beobachtungskette entlang der March und Thaya. Für Weinviertler Verhältnisse radeln wir fast flach über Waltersorf, Drösing, Ringelsdorf und Niederabsdorf weiter nach Paltendorf.
In Paltendorf angekommen bietet sich für geschichtsinteressierte ein kurzer Abstecher zu einem gotischen Wehrturm an, der einst von Wällen und Gräben umgeben war. Dieser dörfliche Wehrturm ist eine echte historische Rarität und kann auch besichtigt werden.
Zistersdorf
Zwischen Paltendorf und Zistersdorf wird die Strecke hügeliger und sie verläuft durch eine Landschaft mit zahlreichen Feldern und Windrädern, die in der Ferne zu sehen sind.
Wir nähern uns Zistersdorf vom Nordosten, wo wir auf die Wallfahrtskirche Maria Moos treffen, die im 13 Jhdt von den Kuenringern über einem alten Brunnenheiligtum errichtet wurde. Die Wallfahrtskirche – ein Stilmix aus romanischen, gotischen und barocken Elementen – zählt zu den ältesten Quellheiligtümern Niederösterreichs.
Sogenannte Mirakelbücher berichten von zahlreichen Heilungen nachdem Kranke sich mit dem Wasser gewaschen oder es getrunken hatten.
Über die Hauptstraße radeln wir in das Zentrum von Zistersdorf. Gegründet wurde die Stadtgemeinde durch die Kuenringer im 13. Jhdt. Zistersdorf war im Laufe der Geschichte mehrmals Opfer von feindlichen Übergriffen. Hussiten, die Schweden während des 30-jährigen Krieges oder die Kuruzzen drangsalierten die Bevölkerung.
Im Jahr 1705 richteten die Kuruzzen unter ihrem Anführer Graf Simon Forgács ein Blutbad unter der Bevölkerung an. Männer, Frauen und Kinder, die in der Kirche Schutz suchten, wurden ermordet und in Stücke gehauen. Die Kuruzzen waren ungarische Aufständische, die sich mit den Türken gegen die Habsburger verbündet hatten und immer wieder Dörfer in der Grenzregion überfielen. Aus dieser Zeit stammte übrigens auch der Fluch »Krutzitürken noch einmal«, der noch heute einen gewissen Unmut ausdrückt.
Nach einer kurzen Stadtbesichtigung – sehenswert sind das Alte Rathaus, die Pestsäule, sowie die Stadtkirche – ist es wieder an der Zeit sich auf das Rad zu schwingen.
Zurück nach Obersulz und Niedersulz
Am Ortsrand von Zistersdorf beginnt nun der hügelige Abschnitt der heutigen Tour, quasi die Glockner-Etappe des Muskateller-Radwegs, dessen Schildern wir jetzt wieder folgen. Langsam aber stetig zieht sich der Weg den Gaiselberg hinauf.
Zwischen Weingärten und Feldern tauchen die ersten Erdölpumpen auf, die wegen ihres Aussehens und ihrer Bewegung den Spitznamen »nickenden Pferdeköpfe« tragen. Bereits in den 1930er Jahren wurde hier das »Schwarzen Gold« zu Tage gefördert. Für Jahrzehnte sicherten die Funde rund um Zistersdorf die Versorgung Österreichs mit Erdöl. Besonders im Zweiten Weltkrieg spielten die Erdölvorkommen eine bedeutende Rolle für die deutsche Wehrmacht. Kein Wunder also, dass die Erdölfelder ein wichtiges Ziel der Russen bei ihrem Einmarsch in Österreich im Jahr 1945 waren.
Während wir uns die Steigung mit eigener Muskelkraft »hinaufquälen« und über die Vorteile eines eBikes philosophieren, zieht ein eBike-Fahrer mit den aufmunternden Worten »I hob an klan Vurteil« lässig an uns vorbei.
Nach rund drei Kilometer erreichen wir endlich den höchsten Punkt der heutigen Radtour. Von nun an wird es wieder gemütlicher. Über die Radwege 925, 947 und 926 kommen wir zuerst nach Blumenthal und etwa 2,5 km später radeln wir durch die Kellergasse von Obersulz. Von hier ist es nur mehr ein Katzensprung zum Ausgangspunkt der heutigen Radtour zurück.
Museumsdorf Niedersulz
Wenn Ihr Euch ein wenig erholt habt und Ihr noch Interesse an einem Besuch des Museumsdorfs habt, packt das Rad ins oder aufs Auto und fahrt damit zum Haupteingang des Museumsdorfes, wo sich auch das Besucherzentrum befindet.
Ein Besuch des Museumsdorfes Niedersulz ist eine Reise in eine längst vergangene Zeit. Mehr als achtzig verschiedene Bauwerke aus zwei Jahrhunderten – vom Bauernhof bis zur Dorfkirche – könnt Ihr bei einem Spaziergang durch das Freilichtmuseum entdecken. Die meisten der Gebäude sind frei zugänglich und zeigen den Alltag und die Arbeitswelt um 1900.
Gemütlich wirkt die die gute Stube des Bürgermeisters, karg hingegen die Einrichtung eines Kleinhäuslerhauses. Das ganze Dorfensemble wirkt harmonisch und stimmig. Alle Häuser, die Ihr hier sehen könnt, stammen aus der Region und wurden im Museumsdorf Niedersulz originalgetreu wieder aufgebaut, nachdem diese fast der Spitzhacke zum Opfer gefallen wären.
Autorenfazit
Eine schöne Radtour über geschichtsträchtigen Boden. Mit Ausnahme des längeren Anstiegs nach Zistersdorf eine schon fast flache Radtour im Weinviertel. Besonders sehenswert ist natürlich das Museumsdorf Niedersulz.
FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour am Muskateller-Radweg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: MUSKATELLER-RADWEG – VOM MUSEUMSDORF NIEDERSULZ NACH ZISTERSDORF
Streckenplan
Tourdaten
Radweg-Symbol: Im Laufe der Jahre wurde die Streckenführung des Muskateller-Radwegs immer wieder geändert. Folgende Radwege werden bei dieser Streckenvariante befahren: Muskateller Radweg, KTM-Radweg, Radweg 7 und Radweg 8, sowie 925,926 und 947.
Schwierigkeit: mittel
Strecke: ca 62 km
Highlights der Strecke:
- Museumsdorf Niedersulz
- Schloss Dürnkrut
- Schloss Jedenspeigen
- Zistersdorf
Es empfiehlt es sich eine Karte der Region und die gps-Daten mitzunehmen. Die Tour kann an jeder beliebigen Stelle begonnen werden.