Der Seewinkel, ein idealer Ort für meine erste Radtour des Jahres. Die Steppenlandschaft ist nicht nur wunderbar eben, sondern bietet neben dem Vogelparadies Lange Lacke auch sehenswerte Orte, wie die legendäre Brücke von Andau und Österreichs tiefsten Punkt.
Die Lange Lacke bei Apetlon

Ausgangspunkt meiner Radtour ist das Hufnagelhaus in Apetlon. Ich folge dem Lackenradweg B20 und erreiche schon nach wenigen Kilometern die berühmte Lange Lacke. Sie ist die die größte von mehr als 40 Salzlacken des burgenländischen Seewinkels.

Gespeist wird die Lange Lacke ausschließlich von Regenwasser. Witterungsbedingt erreicht die Lange Lacke eine maximale Ausdehnung von bis zu 10 km² und eine Wassertiefe von 80 cm. Im Sommer trocknet die Lange Lacke meist vollständig aus.

Die Salzlacke ist ein Paradies für alle Ornithologen. Auch am heutigen Tag sind sie mit Feldstecher bewaffnet unterwegs und beobachten Gänse, Möwen oder Bussarde. Mehr als hundert Vogelarten soll es hier geben. Mehrere kleine Aussichtstürme am Rande des Radwegs erleichtern das Beobachten.

Vögel lassen sich heute nur wenige erblicken, dafür aber der Schneeberg, der sich mächtig am Horizont aus der Steppenlandschaft erhebt.

Vorbei an Ziehbrunnen führt mich meine Tour weiter zum Zicksee, einem Steppensee und einem beliebten Surferparadies im Seewinkel. Bei Sankt Andrä wechsle ich vom Lackenradweg B20 auf den Hansàgradweg B22 Richtung Tadten und Andau.
Fluchtstraße und die Brücke von Andau

Bei Andau folge ich historischen Spuren. Hier wurde einst Weltgeschichte geschrieben. Eine kleine unbedeutende Grenzbrücke über den Einserkanal sollte für einige Wochen hindurch zu einer der wichtigsten Brücken der Welt werden.

Als im November 1956 der ungarische Freiheitskampf von sowjetischen Truppen brutal niedergeschlagen wurde, war die Brücke von Andau für tausende Ungarn der letzte mögliche Weg in die Freiheit. Kurz darauf wurde die Brücke von den Sowjets gesprengt und der Eiserne Vorhang senkte sich für Jahrzehnte.

Erst 40 Jahre später wurde die Brücke von Andau zur Erinnerung an den ungarischen Volksaufstandes wiedererrichtet. Wo einst Stacheldraht und Wachtürmen eine Grenzüberschreitung unmöglich machten, verläuft heute der Iron Curtain Radweg.

Die Straße die den Ort Andau mit der gleichnamigen Brücke verbindet, trägt heute den Namen Fluchtstraße und soll an diese dramatischen Ereignisse erinnern.

Entlang der rund 9 km schnurgeraden Straße haben in den 90er Jahren zahlreiche Künstler Installationen und Skulpturen zum Thema Flucht und Vertreibung geschaffen. Leider sind diese schon in einem ziemlich schlechten Zustand und verfallen zusehends.
Entlang des Einserkanals

Weiter geht es auf der ungarischen Seite entlang des Einserkanals zur neu errichteten Baron Gustav Berg Brücke. Benannt ist die Brücke nach einem deutschen Baron, der Ende des 19. Jhdts die landwirtschaftlich unterentwickelt Landgüter der Fürsten Esterhazy mit deutscher Gründlichkeit auf Vordermann brachte und zu Mustergüter aufbaute.
Insbesondere setzte er auf neue technische Errungenschaften, wie beispielsweise dem Einsatz eines Dampfpfluges bei Feldarbeiten.
Der tiefste Punkt Österreichs

Von Baron Gustav Berg Brücke folge ich weiter dem Iron Curtain Radweg und gelange über Wallern und Pamhagen zur letzten Sehenswürdigkeit meiner heutigen Radtour.

Rund drei Kilometer südöstlich von Apetlon liegt in der schier endlos weiten Landschaft des Seewinkels der tiefst gemessene Punkt Österreichs. Am Kreuzungspunkt zweier Feldwege beträgt die Seehöhe lediglich 114 Meter. Vom tiefsten Punkt Österreichs ist es nur mehr ein Katzensprung zurück zum Ausgangspunkt in Apetlon.
Fazit
Eine schöne und abwechslungsreiche Radtour mit einer Länge von 58 km, die durch die Weiten des Seewinkels führt. Sie bietet für jeden Geschmack etwas: Für Vogelliebhaber die Lange Lacke, für Baderatten den Zicksee, für Geschichtsinteressierte und Freunde von Filmlocations die Brücke von Andau (Hier drehte Franz Antel den Film Bockerer III) und für Statistiker, den niedrigsten Punkt Österreichs.
Durch das Fehlen von jeglicher Erhebung ist die Radtour jedoch extrem windanfällig. Dies hat bekanntlich beim Radfahren Vor- und Nachteile: Als Rückenwind der liebste Freund, als Gegenwind der größte Feind eines jeden Radfahrers. Die Feindschaft bekam ich am heutigen Tag besonders bei der rund 9 km langen und schnurgeraden Fluchtstraße zu spüren. Schön, war es aber trotzdem.
Fotoalbum
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour ins Burgenland inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: RADTOUR SEEWINKEL – LANGELACKE UND EINSERKANAL
Streckenplan
Tourdaten
Radweg-Symbol: Grüne Tafeln mit der Aufschrift Lackenradweg B20 bzw Hansàgradweg B22, sowie blaue Tafel mit Aufschrift Iron Curtain Trail
Schwierigkeit: leicht
Strecke: ca 58 km
Highlights der Strecke
- Lange Lacke
- Brücke von Andau und Freiluftgalerie “Fluchtstraße”
- Tiefster Punkt Österreichs
Der Weg ist zum Großteil sehr gut ausgeschildert.