Die Ysperklamm im südlichen Waldviertel zählt sicherlich zu den schönsten Naturschauspielen in Niederösterreich. Bemooste bizarre Granitblöcke, tosendes Wasser und dichte Wälder zeichnen diese Wanderung aus.
Zuerst die Ysperklamm …
Wir beginnen unsere etwa 10 Kilometer lange Rundwanderung am Parkplatz am Eingang der Ysperklamm. Nach der Bezahlung des Eintritts geht es über zahlreiche gut gesicherte Stege und Holztreppen durch die enge, romantische Schlucht. Bei feuchtem Wetter ist Vorsicht geboten, da der Weg stellenweise rutschig sein kann.
Die keltische Rune »Mannaz« und die Ziffer 31 weisen uns als Symbol den Weg durch die Ysperklamm und den Druidenweg. Es bedeutet »Mann« und soll Wanderer vor feindlichen Einflüssen schützen. Ein Wunder, dass sich noch kein Wokie dabei unwohl gefühlt hat und auch Runen für die anderen 42 Geschlechter gefordert hat.
Die Ysper entspringt im Weinsberger Wald und stürzt in vielen kleinen und größeren Wasserfällen über eine Strecke von etwa zwei Kilometern durch die Klamm, wobei sie rund 300 Höhenmeter überwindet.
Auch im Hochsommer herrscht in der Ysperklamm eine angenehm kühle Temperatur. Doch durch die vielen Stufen, die man bis zum Ende der Klamm überwinden muss, steht einem bald der Schweiß auf der Stirn und der Puls steigt spürbar an. Auffallend ist das braun gefärbte Wasser, das aufgrund des hohen Huminsäure- und Eisengehalts im Boden seine besondere Farbe erhält.
Die Gehzeit durch die Ysperklamm wird mit etwa einer Stunde angegeben. Diese Zeit einzuhalten, ist jedoch fast unmöglich – nicht etwa wegen mangelnder Kondition, sondern wegen der zahlreichen Fotomotive, die einem laufend zum Fotografieren animieren. Da eine beeindruckende Kaskade, dort eine skurril anmutende, moosbewachsene Felsformation – an jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken.
… dann der Druidenweg
Nach rund zwei Kilometer weitet sich der Wanderweg schließlich, das ohrenbetäubende Rauschen des Wassers verblasst, und wir lassen die Ysperklamm hinter uns. Nahtlos geht der Wanderweg durch die Ysperklamm in den Druidenweg über.
Nach dem steilen Aufstieg durch die Ysperklamm verläuft der Weg nun deutlich sanfter. Der Druidenweg trägt seinen Namen nicht umsonst: Entlang der Strecke begegnet man zahlreichen geheimnisvollen Felsgruppen und Steinformationen, die keltische Kultstätten vermuten lassen. Der Pfarrer Hans Wick, der sich intensiv mit der Kultur der Kelten auseinandersetzte, verlieh diesen Formationen oft klangvolle Namen wie »Phallus mit Vulva«, »Sitzender Hund« oder »Sphinx«.
Es wird behauptet, dass diese mystischen Steinformationen besondere Kraftorte sind, an denen außergewöhnliche Energien fließen. Diese sogenannten geomantischen Anomalien könnten, so heißt es, sogar leichtes Schwindelgefühl oder Halluzinationen hervorrufen. Vielleicht waren es jedoch gerade diese Halluzinationen, die zu den kreativen Namen führten – denn um in manchen Felsen eine »Sphinx«.oder den »Phallus« zu erkennen, braucht man schon eine gute Portion Fantasie.
Der »Phallus mit Vulva« zählt zu den sogenannten Durchschlupfsteinen. Hilfesuchende glaubten, beim Hindurchkriechen Krankheiten und Sünden am Stein abzustreifen. Wer diesem alten Brauch nachgehen möchte, sollte eine wichtige Regel beachten: Der Durchgang muss in völliger Stille und ohne einen Blick zurück erfolgen, denn sonst verliert der Zauber seine Wirkung.
Weiter geht es zum »Sitzender Hund«, der bei den Kelten als Symbol für Treue und Freundschaft stand. Anschließend führt der Druidenweg einen Hügel hinauf zum sogenannten Druidentreffpunkt, der durch einen äußeren und einen inneren Kreis aus Granitsteinen gekennzeichnet ist. An den hohen Feiertagen der Kelten war dies ein Ort für besondere Rituale, Opfergaben oder vielleicht auch für einen gemütlichen Humpen „Cervisia“ – das keltische Bier. So wurde am 1. Mai nicht der Tag der Arbeit gefeiert, sondern mit Feuerritualen ein Fest zu Ehren der Gottheit »Belenus« abgehalten.
Leicht bergab gehend erreichen wir als nächste Kultstätten, die »Großen Schale«, die für spirituelle Zeremonien genutzt worden sein soll und auch nach längeren Trockenperioden stets mit Wasser gefüllt ist, sowie eine Wohnhöhle mit mehreren Eingängen.
Danach führt der Druidenweg wieder bergauf zur »Sphinx«, die den Eingang des »Heiligen Bezirks« bewacht. Normalsterblichen war es strengstens verboten, den Heiligen Bezirk zu betreten. Hier befindet sich auch noch ein weiterer Steinkreis, der als Sinnbild der Welt und der Unendlichkeit gilt. Dieser Steinkreis besteht aus 13 Schalen für 13 Druiden, die in Altarform angeordnet sind. Die höchste Schale war natürlich für den Oberpriester reserviert.
Von hier führt nun der Druidenweg über einen Forstweg steil bergab ins Tal. Obwohl wir uns für die einfachere Variante entschieden haben, ist dieses Wegstück sehr unangenehm zu gehen, da der feine Schotter kaum Halt bietet. Wir wollen gar nicht wissen, wie dann die steilere Variante erst zu gehen ist.
Im Tal wieder gut angekommen verläuft der Druidenweg zuerst entlang einer Zubringerstraße und anschließend auf der Straße zurück zum Ausgangspunkt, wo wir uns im Forellenhof bei köstlichen Speisen von den Anstrengungen erholen können.
TIPP
Du bist an einer weiteren mystisch-esoterischen Wanderung interessiert? Wie wäre es mit dieser: RUINE MERKENSTEIN – EINE »ESOTERISCHE« RUNDWANDERUNG
Wanderkarte
Tourdaten
Wanderweg-Symbol: Gelbes Schild mit der keltischen Rune M und der Zahl 31, bestens ausgeschildert
Schwierigkeit: mittel, Trittsicherheit und festes Schuhwerk sind für den gesamten Ysperklamm – Druidenweg erforderlich.
Strecke: ca 9,6 km, ca 18.800 Schritte
Highlights der Strecke:
- Die Ysperklamm
- Die interessanten Felsformationen am Druidenweg, die alle mit Informationen beschriftet sind.