Portugal Rundreise Zusatztag: In Barcelos schlüpfte der berühmteste Hahn Portugals aus dem Ei. In Ponte da Lima besuchen wir ein Volksfest und in Viana do Castelo wähnen wir uns kurz in Frankreich. Und ein Kloster besuchen wir auch noch.
Programm Zusatztag 5
Variante 1: Zusatztag fällt auf einem Donnerstag: Am Vormittag Besuch des Wochenmarkts in Barcelos. Danach geht es weiter nach Viana do Castelo.
Variante 2: Zusatztag fällt nicht auf einem Donnerstag: Am Vormittag kurzer Besuch von Ponte de Lima. Danach geht es weiter nach Viana do Castelo.
Für beide Varianten: Bei der Rückfahrt von Viana do Castelo am Nachmittag besuchen wir das Kloster Tibães in der Nähe von Braga.
Barcelos

Wir besuchen Barcelos an einem Donnerstag um den berühmten Wochenmarkt zu besichtigen. Neben Obst, Gemüse und Käse werden auch Haushaltsartikel und Töpferwaren angeboten. Während in Guimarães die “Wiege der Nation” steht, findet man in Barcelos die “Wiege eines portugiesischen Werbesymbols”. Und schon sind wir bei der Geschichte eines wundersamen Hahns.

Die berühmte Legende dieses wundersamen Hahns lässt sich rasch erzählen. Ein Pilger wurde von den Einwohnern Barcelos des Diebstahls bezichtigt, festgenommen und zum Tod am Galgen verurteilt. Vor seiner Hinrichtung bat der Pilger noch einmal mit dem Richter zu sprechen. Dieser saß gerade beim Mittagessen und freute sich auf gebratenen Hahn. Noch einmal versuchte der Verurteilte den Richter von seiner Unschuld zu überzeugen. In seiner Verzweiflung erklärte er sogar, dass der gebratene Hahn als Zeichen seiner Unschuld krähen würde.

Der Pilger erntete lauthalses Gelächter für diesen Schenkelklopfer und wurde schnurstracks zum Galgen geführt. Als die Schlinge um den Hals des Verurteilten gelegt wurde, erhob sich plötzlich der von olivenöltriefende Hahn vom Teller, schüttelte sich das Beilagengemüse ab und gab ein melodisches Kikeriki von sich. Der Richter ließ die Hinrichtung sofort stoppen. Der Pilger wurde freigelassen und konnte seine Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela wieder fortsetzen. Was mit dem Hahn geschah, darüber schweigt jedoch die Legende. Ob er aufgewärmt wieder am Teller landete oder danach in einer Kapelle als Symbol der Gerechtigkeit angebetet wurde, weiß man bis heute nicht.

Am Wochenmarkt kann man den Hahn in allen nur erdenklichen Formen erwerben. Wir entdecken ihn in den verschiedensten Farben und Formen – vom Flaschenöffner bis hin zum dekorativen Element für den Garten.
Ponte de Lima

In Ponte de Lima steppt heute am Largo de Camões der Bär. Natürlich nur sinnbildlich. Ein Volksfest mit Tanz, Musik, Ruderwettkämpfen und Marktständen findet statt. Vermutlich zu Ehren eines Heiligen.

Eine ganz besondere Stimmung herrscht in der Stadt. Wir lassen uns treiben und bewundern die hübschen Häuser rund um den Hauptplatz. Es duftet nach Essen. Ein Stand verkauft regionale Spezialitäten, wie Eintöpfe, gegrillte Fische und Lamm, sowie eine Art Frittata und Bolinhos de bacalhau. Pilger, die sich am Weg nach Santiago de Compostelo nutzen die Gelegenheit und nehmen eine Stärkung zu sich.

Während die Männer des Ortes den Tänzern zusehen und die heftig schwingenden Röcke der Tänzerinnen bewundern, nutzen die Frauen die Zeit für einen Einkauf. Das Angebot reicht von scharfen Würsten (Chorizo), Schinken und Käse bis hin zu Wein, Marmelade und Holzschnitzerein. Bei der Chorizo und dem Käse können auch wir nicht wiederstehen.

Ponte de Lima verdankt seinen Namen einer Brücke, deren Ursprung auf die Römer zurückgeht. Die römische Kriegsmaschinerie lief wieder einmal auf Hochtouren. Die Lusitaner verloren Schlacht für Schlacht. Doch plötzlich stockte der Vormarsch. Die römischen Truppen hatten den Rio Lima erreicht, der in der römischen Mythologie als Fluss des Vergessens galt und weigerten sich diesen zu überqueren. Der römischen Prokonsul Decimus Iunius Brutus Callaicus nahm sich ein Herz und durchschwamm den Fluss. Ob er so wagemutig war, weil sein Leben sowieso zum Vergessen war oder er schlichtweg seine zänkische Ehefrau vergessen wollte, darüber schweigt die Legende. Wohlbehalten am anderen Ufer angekommen, rief er jeden einzelnen Soldaten seiner Truppe beim Namen und bewies so, dass er sein Gedächtnis behalten hatte. Soweit die Legende.

Wir nehmen eine Stärkung in einem der zahlreichen Lokale am Largo de Camões und machen uns anschließend auf den Weg nach Viana do Castelo.
Viana do Castelo

Mächtig erhebt sich die Hauptattraktion von Viana do Castelo über der Stadt. Eine kurvige und enge Straße führt uns hinauf auf den Monte de Santa Luzia, wo uns die gleichnamige Wallfahrtskirche bereits erwartet. Wir wähnen uns fast am Montmartre. Eine gewisse Ähnlichkeit mit der Basilika Sacré-Cœur lässt sich nicht absprechen. Kein Wunder, diente die Pariser Basilika doch als Vorbild für die Wallfahrtskirche Santa Luzia. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Wallfahrtskirche im neobyzantinischen Stil errichtet.

Vom Vorplatz der Kirche genießen wir einen spektakulären Panoramablick auf die Umgebung von Viana do Castelo und die Küste mit ihren schneeweißschimmernden Stränden. Der Andrang von Besuchern hält sich stark in Grenzen. Auch kein aufdringlicher Souvenirverkäufer stört die ruhige Stimmung. Nur ein alter Fotograf mit seiner historischen Stativkamera wartet unaufgeregt auf Kundschaft. Ein Hauch von Melancholie liegt in der Luft. Ist das die berühmte Saudade der Portugiesen? Wir werden es wohl nie erfahren, meint der berühmteste Dichter Portugals.

Saudades – nur Portugiesen können dieses Gefühl kennen. Weil nur sie dieses Wort besitzen, um es wirklich beim Namen zu nennen.
Fernando Pessoa, portugiesischer Dichter und Schriftsteller
Wir fahren in die Altstadt von Viana do Castelo zum Praça da República. Ein malerischer Platz mit einem wunderschöner Renaissancebrunnen und einem alten Rathaus mit gotischer Fassade.

Viele Jahrhunderte diente der Brunnen nicht nur als einzige Trinkwasserquelle, sondern auch als Treffpunkt und gesellschaftlicher Mittelpunkt von Viana do Castelo. Vom einstigen Reichtum der Stadt zeugen noch heute zahlreiche Patrizierhäuser im Stil der Manuelinik, der Renaissance und des Barocks.

Auf keinen Fall wollen wir uns das Museumschiff “Gil Eannes” am Hafen entgehen lassen. Ob eitrige Mandeln oder ein Blinddarmdurchbruch – mehr als 30 Jahre begleitete das ehemalige Hospitalschiff die portugiesische Fischereiflotte vor Neufundland und leistete medizinische Versorgung. Wir treten die Rückreise an.

Zum Abschluss des heutigen Tages machen wir noch einen Zwischenstopp im Kloster Tibães.
Mosteiro de São Martinho de Tibães

Da wir noch nicht von Kirchen und Klöstern übersättigt sind, statten wir dem rund sechs Kilometer von Braga entfernten Kloster Tibães einen Besuch ab. Dieser imposante und mächtige Bau war einst das Mutterkloster aller Benediktiner in Portugal und Brasilien.
Nur Mönche sind zu solchen Exzessen fähig!
José Saramago, Eine portugiesische Reise

Jahrzehntelang eine völlig heruntergekommene Ruine wurde es in den letzten Jahren aufwendig restauriert. Besonders sehenswert sind der Festsaal und die schier endlos langen Gänge des Klosterbaus. Der anschließende Klostergarten ist eine Welt für sich.

Man spürt förmlich, wie die Mönche einst hier in Mediation versunken waren oder Heilkräuter für die Klosterapotheke pflanzten. Für den Besuch des Klosters sollte man mindestens zwei Stunden veranschlagen.
INFOS
Reiseroute
Variante 1: Guimarães > Barcelos (40 km) > Viana do Castelo (40 km) > Kloster Tibães (61 km) > Guimarães (25 km) > Distanz rund 166 km
Variante 2: Guimarães > Ponte de Lima (60 km) > Viana do Castelo (29 km) > Kloster Tibães (61 km) > Guimarães (25 km) > Distanz rund 175 km
Übernachtungstipp in der Nähe von Guimarães
- Casa de Sezim, wunderschönes altes Herrenhaus mit eigenem Weinbau und riesigem Garten