EROTISCHES WIEN – EIN SPAZIERGANG AUF DEN SPUREN VON MUTZENBACHER, CASANOVA & CO

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Die anrüchigen Geschichten der Josefine Mutzenbacher sind legendär. Casanova verbrachte die meiste Zeit in den Betten schöner Frauen. Skandalöse Amouren zählten im Hause Habsburg zum guten Ton. Über die Panscherln der feinen Wiener Gesellschaft sagt man nix und red’t nur davon. Eine prickelnde Stadtführung durch das sündige Wien.

Ich bin frühzeitig zur Hure geworden, ich habe alles erlebt, was ein Weib im Bett, auf Tischen, Stühlen, Bänken, an kahle Mauerecken gelehnt, […] im Bordell und im Gefängnis überhaupt nur erleben kann.
Josefine Mutzenbacher

Josefine Mutzenbacher

Was hat das unschuldige Rehkitz Bambi mit der in allen Lebenslagen erfahrenen Josefine Mutzenbacher gemeinsam? Ganz einfach, beide Geschichten stammen aus der Feder von Felix Salten. Das ist nur eine der zahlreichen interessanten Geschichten, die wir bei der Stadtführung »Erotisches Wien« durch unseren Guide Yvonne Heuberger erfahren haben. Zahlreiche pikante Details und witzige Bonmots sollten bei dieser rund zweistündigen Führung noch folgen.

Michaelerplatz

Ausgangspunkt dieser Stadtführung ist der Michaelerplatz im Herzen Wiens, wo sich in der Nähe zwei bedeutende Literatencafés der Monarchie befanden. Als Kaffeehausliterat verbrachte Felix Salten unzählige Stunden im Cafe Central oder im Griensteidl. Bei einer Schale Gold konnte er den Grabennymphen auf der Straße bei der Arbeit zusehen. Einen besseren Ort, um sich Ideen für seinen Roman “Josefine Mutzenbacher” zu holen, gab es einfach nicht.

Die Wiener Pestsäule

LITERATURTIPP
Die pikante Geschichte der Josefine Mutzebacher gibt es als eBook hier kostenlos zum Nachlesen

»Graben-Nymphe« war die scherzhafte Bezeichnung für die am Graben promenierenden »leichten Mädchen«, die trotz Verbote und Keuschheitskommission ihren Geschäften nachgingen. »Ich bin entzückt vom Wiener Leben und von den Genüssen, die ich bei den schönen Fräuleins fand«, hielt schon Giacomo Casanova im Jahr 1745 in seinem Tagebuch fest.

Hofburg

Es war sehr schön, es hat mich sehr erfreut!

Kaiser Franz Joseph

Weiter geht es in das Zentrum der Macht des Hauses Habsburg. Toll trieben es die alten Habsburger, sogar der selige Kaiser Franz Joseph. Vor der Schratt pflegte er jahrelang ein Verhältnis mit Anna Nahowski. Mindestens ein Kind von Annas fünf Kindern soll aus dieser Beziehung stammen. Es bekam den Namen Helene und heiratete mit 26 Jahren den Komponisten Alban Berg. Ob das Kind bei einer Porzellanfuhr oder in einem Separee gezeugt wurde … , nichts Genaues weiß man nicht.

Michaelerplatz

I führ’ zwa harbe Rappen, mein Zeug dös steht am Grab’n

Gustav Pick, Komponist des Fiakerliedes

Vielleicht sollte ich den Begriff »Porzellanfuhr« erklären. Porzellanfuhren waren besonders “delikate” Fahrten eines Liebespaares in einem Fiaker. Rief ein Kavalier dem Fiaker das Zauberwort »Porzellanfuhr« zu, dann wusste der Kutscher, dass er besonders vorsichtig – als würde er Porzellan transportieren – fahren musste. Beim damaligen Kopfsteinpflaster sicher nicht immer einfach, aber vielleicht durchaus stimulierend.

Die Hofburg

Na bitte sehr, man sagt ja nix, man red’t ja nur davon!

Peter Alexander als Graf Bobby

Wer kennt nicht die böse Schwiegermutter aus den Sissi-Filmen. Die Mutter von Kaiser Franz Joseph unterlag dem Charme des kleinen Herzogs von Reichstadt, dem einzigen Sohn des großen Napoleons. Erzherzogin Sophie und Napoleon Franz Bonaparte besuchten mehrmals zusammen Bälle und Konzerte. Und schon bald wusste der Wiener Klatsch zu berichten, dass Sophies zweiter Sohn Maximilian das Kind des »deliziösen Reichstadt« war.

Hofburg

Man müsst ihm als Adjutanten eine Ballerina geben, dann könnt nix passieren

Kaier Franz Joseph

Berüchtigt waren auch die sexuellen Eskapaden von Luziwuzi, dem jüngsten Bruder von Kaiser Franz Joseph. Die Homosexualität des Erzherzogs Ludwig Viktor war ein offenes Geheimnis. Als er sich aber dann noch in Frauenkleidern fotografieren ließ, wurde er von Franz Joseph nach Salzburg verbannt.

Jetzt trink ma no a Flascherl Wein, Holloderoh!

Heurigenlied von Carl Lorens

Für Aufregung sorgte auch Erzherzog Otto, der Vater des letzten Kaisers. Der “Schöne Otto” wankte nackt, sturzbetrunken und nur mit Säbel und dem Orden des Goldenen Vlies bekleidet durch das Hotel Sacher. Pikanterweise lief er der Gattin des britischen Botschafters über den Weg. Und die fiel beim Anblick des erzherzöglichen Gemächts prompt in Ohnmacht.

Schändliche Spione, die man Keuschheitskommissare nannte, waren die unerbittlichen Quälgeister aller hübschen Mädchen!

Giacomo Casanova

Wer darf bei einer Tour durch das erotische Wien nicht fehlen? Natürlich der größte Liebhaber aller Zeiten Giacomo Casanova. Der allzeit lüsterne Verführer hatte in Wien kein leichtes Leben, machte er doch bald Bekanntschaft mit der Keuschheitskommission. Kaiserin Maria Theresia hatte diese zur Hebung der Sittlichkeit eingerichtet. Verfolgt wurden Dirnen, ihre Freier und unverheiratete Paare. Auch in höheren Kreisen schaute die Kommission gerne unter die Bettdecke. Unzüchtigen Weibspersonen drohte das Abschneiden der Haare, die Auspeitschung oder sie wurden einfach auf ein Floß gesetzt und in den Banat deportiert.

Am Neuen Markt

Im Gepäck führte Casanova auch aus Schafsdarm gefertigte Kondome mit sich. Diese galten als allerletzter Schrei zur Empfängnisverhütung und zum Schutz gegen eine Ansteckung mit der gefürchteten Syphilis. Die Wiener Männer liebten es da noch rustikaler. Sie schmierten ihr bestes Stück mit Speck ein, um sich so gegen Syphilis zu schützen.

AUTORENTIPP
Für diesen Stadtspaziergang empfehle ich die Stadtführung “Erotisches Wien” von Yvonne Heuberger von www.fuehrungenwien.at. Mit Charme, Witz und viel Liebe zum Detail erzählt sie von Grabennymphen, skandalösen Amouren im Hause Habsburg, schändlichen Spionen der Keuschheitskommission und zahlreichen schlampigen Verhältnissen. Auch als Wiener erfährt man viele neue Details über Porzellanfuhren, Speckschwarten zur Empfängnisverhütung oder wer mit wem ein Panscherl hatte. Die rund zweistündige Führung beginnt am Michaelerplatz und endet beim berühmten Hotel Orient.

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Yvonne HEUBERGER-DORNAUER Staatlich geprüfte Fremdenführerin

Schlettergasse 3/9/10 A-1220 Wien
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