Prachtvolle Steinmetzkunst in Batalha, schlichte Gotik in Alcobaça und eine Klosterburg in Tomar – unterschiedlicher können Klosteranlagen nicht sein.
Portugal ist ein gläubiges Land. Zumindest vermitteln die zahlreichen Kirchen und Klöster dieses Bild. Viele entstanden weil Könige – bei der Gottesmutter höchstpersönlich – um himmlischen Beistand im Kampf gegen Mauren und Spanier flehten. Als der Feind besiegt war, stifteten die Könige diese einzigartigen Klosterbauten, die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Für diese Tour sollte man zumindest zwei Tage einplanen, denn sonst artet die Besichtigung dieser Klosteranlagen in Stress aus.
Kloster Batalha

Wir kamen uns sehr klein vor, als wir vor dem Hauptportal des Klosters von Batalha standen. Der mächtige Klosterbau präsentiert sich reich verziert mit Zinnen, Türmchen und Säulen aus ockerfarbenem Sandstein. Die Fassade wirkt verspielt und ist ein Meisterwerk der Gotik und Manuelinik. Die Errichtung des Klosters geht auf die Einlösung eines Versprechens anlässlich des Sieges der Portugiesen über das Königreich Kastilien 1385 zurück.

Prachtvoll und mit zahlreichen Ornamenten verziert, präsentieren sich die Spitzbögen des “Königlichen Kreuzganges”. Die feingliedrigen Arkadenbögen sind typische Beispiele für die Manuelinik, einer portugiesischen Sonderform der Gotik.

Trotz zahlreicher Touristen geht es hier durchaus beschaulich zu. Der Kreuzgang strahlt eine unheimliche Ruhe aus.

Mit ein bisschen Phantasie kann man sich eine Gruppe von Mönchen vorstellen, die vertieft im Gebet durch die Gänge wandeln oder einen gregorianischen Choral anstimmen.

Die Hauptattraktion des Klosters sind aber die “Unvollendeten Kapellen”. Durch ein mächtiges, üppig verziertes manuelinisches Portal betritt man den Innenraum der Kapellen. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Auch die tragenden Säulen sind reich verziert. Ein Gewölbe wird man aber vergeblich suchen, denn dieses fehlt. Der Blick nach oben, endet im leuchtend blauen Himmel Portugals. Wie der Name schon verrät, wurden die unvollendeten Kapellen nie vollendet.
Kloster Alcobaça

Auch das Zisterzienserkloster Alcobaça wurde aufgrund eines Gelübdes errichtet. König Alfonso I. Henriques stiftete das Kloster aus Dankbarkeit für den Sieg über die Mauren. Für portugiesische Verhältnisse ist der Kirchenraum eher schlicht ausgefallen.

Sehenswert – wie könnte es anders sein – sind der Kreuzgang und die prunkvollen Sarkophage von König Pedro I. und seiner Geliebten Inês de Castro, die auf Befehl von Pedros Vater ermordet wurde.

Nach dem Tod des Vaters wurde Inês exhumiert und vor den Augen des gesamten Hofes zur Königin gekrönt. Noch heute sind die Grabmäler Ziel vieler Liebenden, die sich hier ewige Liebe und Treue schwören.
Kloster Tomar – Convento de Cristo

Das Christuskloster von Tomar wirkt am ersten Blick wie eine Burg. Kein Wunder, residierten hier einst die Tempelritter, die eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Mauren spielten.

Der Rundgang durch den festungsartigen Bau führt an mehreren Kreuzgängen vorbei zum vielleicht berühmtesten Fenster Portugals, einem Meisterwerk der manuelinischen Steinmetzkunst. Fast scheint es, als hätten die Steinmetze, Skizzen und Zeichnungen der portugiesischen Entdecker von Tempelanlagen in Indien oder Malaysia zum Vorbild genommen.

Nun ist es geschafft. Nach diesen spirituellen Genüssen wenden wir uns wieder den weltlichen Dingen zu. Als Stärkung bietet sich ein Espresso mit einem köstlichen Pastel de Nata – einem mit Puddingcreme gefüllten Blätterteigtörtchen – an. Oder – wenn man Glück hat – der Besuch eines Volksfestes.
In Portugal gibt es über das ganze Jahr hindurch unzählige davon. In Alcobaça findet jährlich vor dem Kloster ein “Historischer Markt in Kostümen des 19. Jhdt” statt.

Es herrscht ein buntes Treiben. Brot, Gemüse und Obst werden feilgeboten. Handwerker zeigen ihr handwerkliches Können. Und natürlich dürfen auch Gesangs- und Tanzeinlagen nicht fehlen.