GENGENBACH – EIN SPAZIERGANG DURCH DIE »PERLE DES SCHWARZWALDS«

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Gengenbach mit seinen romantischen Gässchen und den drei Stadttürmen zählt sicherlich zu den schönsten Städten von Baden-Württemberg. Ein Städtle-Spaziergang zu den schönsten Ecken und Winkel der Stadt und ein Ausflugtipp zum Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach.

Gengenbach - Marktplatz

Seit über 700 Jahren wachen drei mächtige Türme, der Oberturm, der Niggelturm und der Kinzigturm über die alte Fachwerkstadt Gengenbach, die auf eine bewegte Geschichte zurückblickt. Im 30-jährigen Krieg plünderten schwedische Truppen mehrfach die Stadt. Kaum glaubten die Gengenbacher die Schrecken des Krieges überwunden zu haben, tauchten die Truppen des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV während des pfälzischen Erbfolgekriegs vor den Toren der Stadt auf und setzen den Bürgern den »Roten Hahn« auf die Dächer.

Der Stadtplatz von Gengenbach

Gengenbach - Marktplatz mit dem Röhrbrunnen

Wiederauferstanden aus Ruinen präsentiert sich Gengenbach heute als pittoreskes Städtchen im Schwarzwald. Der Marktplatz ist das Herz der der einstigen »Freien Reichsstadt« Gengenbach und Ausgangspunkt eines kurzen Städtle-Spaziergangs. Hier blickt der alte »Schwed« seit 500 Jahren vom »Röhrbrunnen« stolz auf die Besucher von Gengenbach herab. In einer Hand die Urkunde mit den Reichsstadtprivilegien, in der anderen ein Schild mit dem Wappen.

Gengebach - Rathaus

Geprägt wird der Platz vom Rathaus, einem architektonischen Juwel. Es wurde im Jahr 1784 vom Stadtbaumeister Victor Kretz im Stil des französischen Klassizismus erbaut und zieht mit seiner prachtvollen Erscheinung alle Blicke auf sich.

Kinzigtorturm

Südlich des Marktplatzes von Gengenbach ragt hoch der Kinzigturm in den Himmel. Von der Turmspitze dieses mächtigen Bollwerks hielten die Türmer Ausschau nach Feuersbrünsten und Feinden, die sich der Stadt näherten. Sie schlugen die Turmglocke und hoben die städtischen Zölle von den einreisenden Händlern ein, einem besonderen Privileg einer »freien Reichsstadt«.

Gengenbachs romantischte Ecken

Gengenbach - Engelgasse

Zu den schönsten Ecken von Gengenbach zählt die schmale Engelgasse mit besonders hübschen Fachwerkhäusern. Diese sind nicht nur fotogen, sondern zeugen von einer listigen und einfallsreichen Art des Geldsparens. So fällt Euch sicher auf, dass bei vielen Gebäuden der erste Stock dreist über das Erdgeschoss hinausreckt.

Gengenbach

Diese geniale Bauweise ermöglichte den Bewohnern nicht nur, ihren Wohnraum zu erweitern, sondern auch bei der Grundsteuer zu sparen, da diese stets auf Basis der Grundfläche des Erdgeschosses errechnet wurde. Welche kreative Lösung, um den Steuerbütteln ein Schnippchen zu schlagen.

Gengenbach

Doch dem nicht Genug. Die gerissenen Hausbesitzer hatten die glorreiche Idee, ihre Fachwerkhäuser an der massiven Stadtmauer von Gengenbach zu errichten. Dadurch ersparten sie sich die Kosten für den Bau einer lästigen Rückwand.

Die ehemalige Klosterkirche

Gengenbach -Stadtkirche St. Marien

Jeder Spaziergang durch die Straßen von Gengenbach führt unausweichlich an der majestätischen Stadtkirche St. Marien vorbei, deren imposanter Kirchturm zusammen mit den stolzen Stadttürmen die unverwechselbare Silhouette dieser charmanten Stadt prägt. Auch dieses Gotteshaus hatte im Laufe der Jahrhunderte turbulente Abenteuer zu bestehen.

Gengenbach -Stadtkirche St. Marien

Während der kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Truppen des Sonnenkönigs wurde auch die Kirche ein tragisches Opfer der Flammen und danach im barocken Gewand wiedererrichtet. Als jedoch das 20. Jhdt heranrollte, war der opulente Glanz des Barocks schlichtweg passé und das Kircheninnere erfuhr eine Metamorphose im neoromanischen Stil. Ein wahres Farbenmeer war die Folge! Wände, Pfeiler und Decken sind so bunt bemalt, dass ihr euch fühlt, als wärt ihr in eine Farbexplosion geraten. Carl Philipp Schilling hat versucht, eine mittelalterliche Kirchenbemalung nachzuempfinden, aber anscheinend dabei etwas zu dick aufgetragen. Aber macht euch selbst ein Bild darüber.

Wo die Fasendfiguren zu Hause sind

Gengenbach - Niggelturm

Am westlichen Ende der zauberhaften Altstadt von Gengenbach ragt der stolze Niggelturm in den Himmel und überragt mit stolzer Überlegenheit die malerischen Fachwerkhäuser. Früher war dieser Wehrturm ein düsteres Gefängnis, aber heute haben die Narren ihn erobert und bringen fröhlichen Trubel in seine Mauern. Wenn ihr den Turm betretet, werdet ihr die unwiderstehliche Faszination der Fasend hautnah erleben können.

Gengenbach - Niggelturm

Hier begrüßen euch nicht nur zahlreiche lebensgroßen Fasendfiguren, sondern ihr werdet auch in die Welt der Narrenkleidung, narrischen Utensilien und der Entstehung der wertvollen Holzmasken eingeweiht. Lasst euch von den turbulenten Geschichten der Gengenbacher Fasend begeistern, die bis ins Jahr 1286 zurückreichen.

Der schönste Blick auf Gengenbach

Bergl-Kapelle

Übrigens, wenn ihr den besten Blick auf Gengenbach erhaschen möchtet, solltet ihr unbedingt zur »Bergle-Kapelle« auf dem Kastelberg pilgern. Dieser malerische Aussichtspunkt liegt mitten in den bezaubernden Weinbergen und ist in etwa 15 Minuten vom Obertor über die Schwedenstraße erreichbar.

Blick auf Gengenbach von der Bergle-Kapelle

Nachdem ihr euch den steilen Anstieg hochgekämpft habt, werdet ihr mit einem atemberaubenden Panorama belohnt: Eine herrliche Aussicht auf die Altstadt von Gengenbach und eine Rundsicht, die weit in das wunderschöne Kinzigtal hineinreicht.

Ein Ausflugstipp rund um Gengenbach

Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof

Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof

Rund 30 Minuten Autofahrt von Gengenbach entfernt, lädt euch das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach zu einer faszinierenden Zeitreise in die Vergangenheit ein. Hier könnt ihr die reiche Geschichte typischer Schwarzwälder Bauernhöfe aus dem 16. bis zum 18. Jhdt hautnah erleben.

Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof

Zwischen den Bauernhöfen findet ihr zahlreiche Nebengebäude, wie ein Sägewerk, welches mächtige Baumstämme in Balken und Bretter zerlegt, oder eine Wassermühle, wo man einst Getreide zu Mehl gemahlen hatte. Natürlich dürfen auch Hauskapellen, Back- und Schnapsbrennerhäuschen oder Werkstätten nicht fehlen.

Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof

Beim Betreten der Gebäude werdet ihr regelrecht von einer Vielzahl faszinierender Details überrascht und ihr erlebt das Leben, Wohnen und Arbeiten im Schwarzwald über die Jahrhunderte hinweg. Die Bauernstuben und Schlafkammern sind mit originalen Möbeln und Hausrat eingerichtet, die einen authentischen Einblick in das traditionelle Leben auf den Höfen über die Jahrhunderte geben. Die jüngsten Einrichtungsgegenstände stammen aus den wilden 1970er Jahren, als man in der guten Stube »Dalli-Dalli« im Fernsehen schaute und zu ABBA’s “Dancing Queen” aus dem Transistorradio mitgrölte.

Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof

Sehenswert sind auch die bezaubernden alten Bauerngärten, die einst Gemüse, Gewürze und Heilkräuter hervorbrachten. Blumen wurden nicht nur wegen ihrer Schönheit in den Gärten gepflanzt, sondern hatten auch eine praktische Bedeutung. Sie wurden für Taufkränze und Grabschmuck verwendet.

Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof

Die Heilkräuter wurden als Hausmittel gegen verschiedene Zipperlein eingesetzt oder hatten einen Platz im Aberglauben. Ein Beispiel dafür ist der Brauch, dass Braut und Bräutigam bei ihrer Hochzeit Rosmarinzweige bei sich tragen sollten – er im Knopfloch, sie im Schuh. Dies sollte das Brautpaar vor bösen Krankheiten schützen. Diese romantische und duftende Tradition ist ein mutiger Ansatz, den Herausforderungen des Lebens zu begegnen.

Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof

Ein Ausstellungsraum nimmt euch mit auf eine kulturgeschichtliche Reise zu den Klischees des Schwarzwalds. Diese beginnt beim Bollerhut, setzt sich zu Schinken und Kuckucksuhr fort und endet bei der weltberühmten Schwarzwälder Kirschtorte, die nicht nur das Herz der Deutschen eroberte, sondern auch das Hüftgold vermehrte. Die Geburtsstunde der Schwarzwälder Kirschtorte schlug im Jahr 1915 im Café Agner in Bad Godesberg bei Bonn. Ein gewisser Josef Keller, ein Konditorlehrling aus dem schwäbischen Riedlingen, wird als der geniale Schöpfer dieser süßen Versuchung verehrt.

Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof

Fazit: Das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof ist ein faszinierender Ort für alle, die eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit erleben möchten und ein Interesse an der reichen Geschichte, Kultur und Tradition des Schwarzwaldes haben. Hier könnt ihr historische Schwarzwälder Bauernhöfe erkunden, die euch einen authentischen Einblick in das traditionelle Leben der Menschen geben.

Fotoalbum
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Reise in den Schwarzwald inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus dem Schwarzwald findet Ihr im Fotoalbum unter: Eine Reise durch den Schwarzwald