Schon von weitem hört man das Schnaufen der 700 PS starken Stahlrösser. Kräftige Auspuffschläge nähern sich rasch. Die Rede ist von der Brockenbahn. Eine Fahrt mit den rauchenden und schnaufenden Dampfloks zählt zum Muss eines jeden Harzbesuches.
Alles Einsteigen – Die Brockenbahn fährt ab!
Am besten lässt sich die Fahrt mit der Brockenbahn in Wernigerode beginnen. Rund 2 Stunden benötigen Dampfloks um den 34 km entfernten Brockengipfel zu erreichen. Die Brockenbahn blickt auf eine mehr als 100-jährige wechselvolle Geschichte zurück. Im Jahre 1898 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung am Brockenbahnhof. Nur wenige Monate später, im März 1899, wurde die Strecke eingeweiht. Schon bald fuhren erste Touristen in großer Zahl auf den höchsten Gipfel des Harzes.
Brockenbahn – Der Streckenverlauf
Wernigerode

Die Reise mit den dampfenden und fauchenden Kolossen beginnt in Wemigerode. Am besten gleich in der Früh, kurz vor 9.00 Uhr. Da hält sich der Trubel noch ziemlich in Grenzen. Die Strecke führt quer durch den Ort, vorbei an Fachwerkhäuser und gepflegten Vorgärten. In der engen Kirchenstrasse teilen sich Bahn und Autoverkehr die Straße. Die Schienen führen direkt bei Fenstern und Türen der Häuser vorbei.
Steinerne Renne

Sechs Kilometer später – ab der Station Steinerne Renne – beginnt der lange, kraftzehrenden Anstieg nach Drei-Annen-Hohne. Rund 243 Höhenmeter gilt es auf diesem 9 km langen Streckenabschnitt zu überwinden. Die Strecke führt in engen Bögen durch das Drängetal. Der Thumkuhlenkopftunnel mit einer Länge von rund 60 m wird passiert.
Drei-Annen-Hohe

Nach einer Fahrzeit von 37 Minuten wird der Bahnof “Drei-Annen-Hohe” erreicht. Ein kurzer Aufenthalt ist notwendig, da der Wassertank der Lok befüllt werden muss.Fotografen – auf der Suche nach dem optimalen Standpunkt – laufen herum und halten die Lok beim Wasserfassen fest. Passagiere steigen aus, vertreten sich die Beine. 19 km und 580 Höhenmeter müssen noch bewältigt werden. 50 Minuten wird der Zug für diese Strecke benötigen. Der Abfahrtspiff ertönt.

Mit kräftigen Auspuffschlägen verlässt der Zug den Bahnhof Richtung Brocken. Am besten genießt man die aufregende Fahrt zum Brockengipfel auf einer der offenen Plattformen. Von hier bieten sich spektakuläre Ausblicke auf die Landschaft des Hochharzes. Bis zum Bahnhof Schierke säumen noch Fichtenwälder die Strecke.
Schierke

Kurzer Aufentalt in Schierke, dann gehts weiter. Die Kurvenradien werden enger, Lichtungen häufiger. Bald ist die Baumgrenze erreicht. Die Vegetation besteht nur mehr aus Buschwerk und einzelnen verkrüppelten Tannen. Bizzarre Felsformationen werden passiert. Immer öfter ist der Brockengipfel erkennbar. Manchmal im herrlichsten Sonnenschein, Sekunden später in dichten Nebel gehüllt. Die Auspuffschläge werden stärker. Ein besonders akkustischer Leckerbissen für Eisenbahnfreunde. Der Heizer kommt nicht zur Ruhe. Pausenlos muss er Kohlen nachschaufeln. Ein Aschenregen geht auf die Passagiere auf den Plattformen nieder.

Um den Brockenbahnhof auf einer Höhe von 1.125 m zu erreichen, umrunden die Dampfloks den Berg etwa eineinhalb mal auf der “Brockenspirale”. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass der Bahnhof der höchstgelegenste Adhäsionsbahnhof Deutschlands ist. D.h. kein Zahnradantrieb oder Zahnstange unterstütz die Lokomotiven, wenn sie eine Steigung von 1 m auf 30 m Länge überwinden.
Der Brocken

Nach einer Fahrzeit von rund 2 Stunden ist das Ziel erreicht. Ein kräftiger, kühler Wind bläst am Brockenplateau. Kaum zu glauben, aber auf dem 1.142 m hohen Brockengipfel herrscht ein raues alpines Klima. Oft weht ein kalter und feuchter Wind mit Geschwindigkeiten von bis zu 250 km/Stunde am Gipfel. Wenig verwunderlich, dass sich die Baumgrenze unterhalb des Gipfels befindet. Statistisch gesehen gibt es rund 300 Nebeltage im Jahr. Aber auch 6 Tage mit ausgezeichneter Fernsicht. Das Wetter wechselt häufig. Sonnenschein und dichter Nebel wechseln sich innerhalb kürzester Zeit ab. Meist ist der Brockengipfel jedoch von Nebel- und Wolkenschwaden umgeben.

Der Dichter Heinrich Heine erlebte den Brocken ebenfalls nur im Nebel. Ins Gästebuch der Brockenherberge schrieb er dazu folgenden Reim:
Große Steine, müde Beinde, Aussicht keine!
Heinrich Heine
Viele Jahre hindurch war diese spektakuläre Strecke nicht befahrbar. Infolge des Mauerbaus im August 1961 kam es zu einer 30-jährige Unterbrechung des Zugverkehrs. Da der Brocken im unmittelbaren Grenzgebiet der DDR zur BRD lag, wurde dieser zum militärischen Sperrgebiet erklärt. Zwei riesige Abhöranlagen zwecks umfangreicher Überwachungs- und Spionagetätigkeit wurden errichtet. Bis 1987 transportierten die Züge noch Kohle, Öl und Baumaterial für die am Gipfel stationierten DDR-Grenztruppen und russischen Soldaten. Erst nach dem Fall der Mauer war der Brocken wieder öffentlich zugänglich. Die Grenzsicherungsanlagen sowie die militärischen Anlagen wurden abgebaut und die Brockenkuppe mit Millionenaufwand renaturiert.
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Ausflug mit der Harzer Schmalspurbahn auf den Brocken inspirieren konnten.